Spielkontrolle & Limits

Bekommt man mit wie jemand, den man liebt, die Kontrolle über sein Spielverhalten verliert oder sich zunehmend verändert, so sollte man dies nicht auf die leichte Schulter nehmen. Hat man jemanden in seinem Umfeld, der durch sein Spielverhalten problematisch auffällt, kann es sein, dass man zunächst mit der Situation überfordert ist. Man ist sich unsicher darüber, wie genau dem Betroffenen geholfen werden kann, wie man eine Spielsucht erkennt oder wie genau man sich im Zweifelsfall selbst schützen kann.

Hier versuchen wir Licht ins Dunkel zu bringen und wichtige Tipps und Informationen zum Thema zu liefern.

Familie & Freunde
FAQ
Spielersperre

Wie erkenne ich, ob jemand aus Familie oder Freundeskreis ein Spielproblem hat?

Hat sich jemand in deinem Bekannten- oder Verwandtenkreis in letzter Zeit auffällig verhalten und gibt dir das Gefühl, dass sein Spielverhalten außer Kontrolle geraten ist? Du bist dir aber nicht sicher, dann wollen wir dir dabei hilfreich sein, die Situation einzuordnen, damit du mit fundierten Aussagen an deinen Bekannten oder Verwandten herantreten kannst. Diese Anzeichen können dir dabei helfen, das Spielverhalten einzuordnen und richtig zu verstehen, ob Hilfe benötigt wird.

Eine Spielsucht kann schleichend auftauchen und hat verschiedene Gesichter. Deshalb haben wir die Anzeichen in verschiedene Kategorien aufgeteilt. Gehe diese Punkte in Ruhe durch und markiere welche auf den Menschen in deinem Umfeld zutreffen.

Anzeichen, die im zwischenmenschlichen Kontakt auftreten.

  • Die Person zeigt starke Stimmungsschwankungen
  • Sie wird oft ohne akuten Grund wütend..
  • Die Person vermeidet Kontakte, distanziert sich und isoliert sich
  • Aus dem Bekanntenkreis tauchen oft Beschwerden über diese Isolation auf
  • Die Person weist depressive Züge auf
  • Hobbys und andere Freizeitaktivitäten werden vernachlässigt
  • Die Person vermeidet Veranstaltungen oder Treffen mit Freunden und Familie
  • Aktivitäten werden geheim gehalten und Ausreden nehmen zu
  • Zunehmend wird versucht andere durch Charme, Drohungen oder Lügen zu manipulieren

Finanzielle Anzeichen und Unstimmigkeiten

  • Die Person hat Schulden angehäuft und leiht sich häufig Geld
  • Die Person greift immer wieder auf eigene oder gemeinsame Ersparnisse zurück
  • Bankauszüge fehlen und Ausgaben werden verheimlicht
  • Geheime Konten, Kreditkarten etc. tauchen auf
  • Das Einkaufsverhalten der Person verändert sich
  • Immer häufiger hat die Person weniger oder keine Lebensmittel zuhause
  • Häufig wird von der „vergessenen“ oder „verlorenen“ Geldbörse gesprochen

Anzeichen im Hinblick auf Zeiteinteilung und Alltag

  • Die betroffene Person ist des Öfteren unerreichbar und verschwindet bei Treffen oft unangekündigt
  • Routinen und alltägliche Abläufe werden vernachlässigt
  • Die Person meldet sich häufig krank oder nimmt Urlaub
  • Die Person wendet viel Zeit für alltägliche Aufgaben auf und verlässt unter diesem Vorwand oft viele Stunden das Haus
  • Die Zeitwahrnehmung der Person ändert sich zunehmend und sie kann Zeiträume nicht mehr richtig einschätzen

Sollten diese oder andere Symptome und Verhaltensweisen bei einer geliebten Person auftauchen, ist es ratsam, sich Hilfe und Beratung zu suchen. Um sich mehr Klarheit zu verschaffen, kann zudem unser Selbsttest durchgeführt werden.

Was sind die Ursachen für problematisches Spielverhalten?

Du fragst dich jetzt wahrscheinlich, wie es dazu kommen konnte, dass dein Bekannter oder Verwandter ein problematisches Spielverhalten an den Tag legt. Die Hintergründe sind vielschichtig und in keinem Fall trägt jemand die Schuld für ein solches Problem. Wichtig ist es, die Ursachen und Symptome zu erkennen und sich gemeinsam zu helfen.

Es gibt sehr viele Gründe und Ursachen, warum eine Person in eine Spielsucht abrutschen kann. Diese Faktoren sind dabei sehr häufig:

Sozialer Einfluss und Erziehung

Das soziale Umfeld und die Art wie eine Person aufwuchs, spiegelt sich häufig im Verhalten wider. Das gilt auch für die Beziehung zum Glücksspiel. Wenn jemand mit Eltern aufwächst, die ein ungesundes Verhältnis zum Glücksspiel hatten, kann sich dies auf das eigene Urteilvermögen ausgewirkt haben. Auch der Umgang mit Gewinnen oder Verlusten kann imitiert werden. Zudem haben Freunde und das soziale Umfeld Einfluss auf das Spielverhalten einer Person.

Isolation und Einsamkeit

Außerdem wirkt sich das Wegbleiben sozialer Kontakte und soziale Isolation auf das Spielverhalten einer Person aus. Menschen die einsam sind und Glücksspiel betreiben finden dort häufig einen Ausweg und einen Antrieb. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass sich eine Spielsucht entwickelt, da es an Ausgleich fehlt und Unzufriedenheit und Frust durch Glücksspiel kompensiert wird. Dies kann in manchen Fällen dazu führen, dass Glücksspiel nicht nur ein Zeitvertreib ist.

Eskapismus

Dies ist eine der häufigsten Ursachen für eine Spielsucht. Jemand der sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet, mit Depressionen oder negativen Emotionen zu kämpfen hat, sucht häufig nach einer Ablenkung. Glücksspiel kann dieser Person zudem einen Ausweg vortäuschen und sich vom Zeitvertreib zur Flucht vor Problemen entwickeln. Hier besteht die Gefahr, dass sich übermäßig in Spiele geflüchtet wird, was in manchen Fällen Überhand nehmen kann.

Neben diesen Faktoren kann es zahlreiche andere Ursachen geben, warum sich eine Person in eine Spielsucht begibt. Jeder Fall ist unterschiedlich und muss mit viel Einfühlsamkeit behandelt werden. Das solltest du immer berücksichtigen, wenn du eine betroffene Person mit dem Problem konfrontieren willst. Du sollest dir vorher bewusst machen, woher das Verhalten kommen kann und warum du annimmst, dass eine Spielsucht vorliegt.

Wie kann ich jemanden mit seinem Verhalten konfrontieren?

Wie erwähnt, ist es nicht einfach eine Person mit ihrem eigenen Suchtverhalten zu konfrontieren. Dieser große Schritt sollte also mit Bedacht angegangen werden. Du solltest diese Punkte berücksichtigen, um ein gutes und hilfreiches Gespräch mit dem oder der Betroffenen zu führen.

Gute Vorbereitung ist essenziell

Bereite dich ausreichend auf das Gespräch vor und plane die Konfrontation mit Sorgfalt. Denn du bist sicher selbst mit Emotionen aufgeladen und versucht die Situation zu verarbeiten. Diese sollten sich jedoch nicht im Gespräch wiederfinden, versuche also sachlich zu bleiben und urteilsfrei durch die Aussprache zu gehen.

Es ist wichtig, dass du selbst nicht die Fassung verlierst. Denn es muss dir klar sein, dass dieses Gespräch nur der erste Schritt zu einer langen Reise der Besserung ist. Bereite dich also ausreichend auf das Gespräch und die Zeit danach vor. Sei für die Person da, aber behalte deine eigenen Routinen und Abläufe und suche auch dir nach Bedarf Hilfe und einen Rückzugsort.

Stelle dich auch mental darauf ein, dass dieses Gespräch auf keinen Fall einfach wird und es Wut und andere negative Reaktionen in dem Betroffenen hervorrufen kann. Nimm diese auf keinen Fall persönlich und denke daran, dass die Person Opfer ihrer Umstände ist und dies nicht tut, um dich zu verletzen. Für das erste Gespräch kann es auch helfen einen Mediator ins Boot zu holen

Nimm dir Zeit und führe das Gespräch mit Bedacht

Wenn du dich ausreichend vorbereitet fühlst, ist es Zeit mit einem ersten Gespräch in die Konfrontation zu gehen. Plane einen Zeitpunkt mit der betroffenen Person und treffe dich mit ihr an einem ruhigen und geschützten Ort, um dieses Gespräch in Ruhe führen zu können. Du wirst mit Reaktionen wie Wut, Scham oder Leugnen rechnen müssen. Bei diesem ersten Gespräch gibt es Punkte, die du auf jeden Fall ansprechen solltest und andere, die du eher weglassen solltest. Nimm dir diese Punkte zu Herzen:

  • Klage die Person nicht an, sondern lege deinen Standpunkt nüchtern und wertfrei dar.
  • Sei offen für ihre Argumentation.
  • Höre aufmerksam zu.
  • Erkläre genau, warum du dieses Gespräch führen willst.
  • Hebe die positiven Aspekte hervor und wie die Situation zum Besseren gewendet werden kann.
  • Mache deutlich, dass du diesen Schritt aus Liebe und Sorge am Wohl der Person tätigst.
  • Halte deine Argumentation knapp und sachlich.
  • Erlege der Person keine Handlungen und Schritte auf, sondern findet gemeinsam einen Lösungsweg.
  • Gehe auf deine Gefühle ein und erläutere warum es dich trifft die Person in einer Sucht gefangen zu sehen.
  • Lass die Person ihre Geschichte und ihren Leidensweg erzählen.
  • Macht ihm Zweifelsfall einen Selbsttest, damit die Person das Problem selbst erkennt.
  • Gehe auf Meinungen und Wünsche der Person ein.
  • Geht gemeinsam Schritte und Optionen zur Hilfe durch.

Lasse dich nicht vom Gespräch abbringen. Es kann sein, dass der Betroffene versucht das Thema zu wechseln oder die Situation abzuschwächen. Wenn du glaubst, dass es dir schwerfallen könnte sachlich zu bleiben, solltest du erwägen einen Mediator zur Unterstützung zu rufen.

Wie kann ich einem Problemspieler helfen?

Wie erwähnt ist die Erkennung des Problems und dessen Formulierung der erste Schritt. Um jedoch nachhaltig mit einer Spielsucht umzugehen, hat die betroffene Person in der Regel einen langwierigen Besserungsweg vor sich. Die Lösung der Probleme und der genaue Weg dorthin sind sehr vielschichtig, auch wie genau du deine Hilfe einbringen kannst, variiert stark.

Wichtig ist, dass du so hilfst, wie es in deinen Möglichkeiten liegt und dich dabei auch nicht vergisst. Mach dir außerdem bewusst, dass du die Person nicht zu bestimmten Schritten zwingen kannst, du kannst aber unterstützend für sie da sein und sie auf ihrem Weg begleiten.

Geht gemeinsam vor aber lasse die Person selbst entscheiden

Bei der Genesung einer süchtigen Person, ist es wichtig, dass ihr die Zügel gelassen werden und der Betroffene die Entscheidungen fällen kann. Du kannst ihn in eine Richtung lenken, die finalen Entscheidungen müssen jedoch von der Person selbst kommen.

Je nachdem wie nah dir die Person dennoch steht und wie sehr du dich in den Weg einbringen kannst, könnt ihr jedoch gemeinsam vorgehen. Das gilt für die Begleitung und die Kontrolle gleichermaßen wie für praktische Maßnahmen im Alltag. Wichtig ist, dass ihr zu Beginn gemeinsam festlegt wie weit deine Hilfe gehen kann und wie sehr du dich in Prozess einbringst.

Hier sind einige Tipps und Vorschläge, wie du ganz konkret helfen kannst:

Organisiert den Alltag und das Zusammenleben

Gerade wenn du mit einer betroffenen Person zusammenlebst, kannst du dabei helfen den Alltag zu organisieren. Das kann auch deinen Alltag und dein Zusammenleben mit der Person erleichtern und hilft euch mit potenziellen Konflikten umzugehen.

  • Tauscht euch Regelmäßig über Finanzen aus und zahlt Rechnungen gemeinsam. In harten Fällen ist es zudem eine Option, dass du die Finanzen regelst und alle Entscheidungen transparent ablaufen.
  • Trenne finanzielles und mische deine Finanzen nicht mit denen der anderen Person.
  • Organisiert eure Freizeit, damit keine Leere entsteht und findet eine gemeinsame positive Freizeitbeschäftigung.
  • Definiert Regeln und Abläufe klar und haltet euch daran. Einigt auch von vorneherein darauf, welche Konsequenzen ein Regelbruch hat.
  • Sorge dafür, dass regelmäßiger Kontakt zu Freunden und Familie wieder aufgenommen wird.
  • Sucht eventuelle eine Support-Gruppe von Gleichgesinnten und Betroffenen, damit ihr diesen Weg nicht alleine geht.

Nehmt professionelle in Anspruch

Generell ist es empfehlenswert, sich professionelle Hilfe zu suchen. Online und offline gibt es zahlreiche Beratungsstellen und Ressourcen, die einem bei der Auswahl helfen.

Bei offiziellen Beratungsstellen, sowie privaten Therapeuten und Einrichtungen kann man sich nicht nur als Betroffener, sondern auch als einem betroffenen nahestehe Person Hilfe und Beratung einholen. Das ist empfehlenswert, denn hier setzt sich geschultes Personal mit dem Fall auseinander und bietet Hilfe mit dem Spielproblem langfristig umzugehen.

Dabei kann die Hilfe von einer Gesprächstherapie bis hin zu Selbsthilfegruppen und anderen Modellen reichen. Wichtig ist, dass ihr ein Modell findet, dass zu euch passt und euch dabei hilft den Alltag zu bewältigen und ein gesundes Verhältnis zum Glücksspiel aufzubauen.

Schütze auch dich und die Familie des Betroffenen

Hast du eine betroffene Person in deinem Umfeld, die an einer Spielsucht leidet, wirkt sich das stark auf ihr Umfeld aus. Es ist dementsprechend von großer Wichtigkeit, dass dieses nicht vernachlässigt wird. Wie erwähnt solltest du also Wert darauf legen, dass dieses Problem nicht dein ganzen Leben vereinnahmt. Entscheide also mit Bedacht, wer eingeweiht wird und von der Situation weiß. Trenne deine Finanzen klar, solltest du eng mit der Person zusammenleben und achte auch darauf, dass rechtlich alles klar geregelt ist und du im Besitz wichtiger Dokumente bist. Wichtig ist zudem, dass Kinder und das nahe Umfeld geschützt sind und Hilfe bekommen, um die Situation zu verstehen.

Wir hoffen dieser Beitrag hat ein wenig Licht ins Dunkel gebracht und hilft dir nun mit einer von einem Spielproblem betroffener Person umzugehen.